Erster Erfahrungsbericht der Cuba-Brigade

Saludos aus Havanna!
Wir sind mit unserer Solidaritätsbrigade zwischen dem 4. und 6. Juli in Havanna angekommen, wo wir
von sehr netten Menschen und 32 Grad im Schatten empfangen werden. Unsere Brigade besteht jetzt aus
insgesamt 20 Personen, darunter zwei Brigadistas aus Venezuela, Mitgliedern von Interbrigadas e.V.,
Cuba Sí und 11 Boxer*innen des Roten Stern Berlin e.V., darunter drei ambitionierte minderjährige
Boxer aus dem Berliner Wedding. Der Jetlag hält sich in Grenzen und wir nutzen die Gelegenheit, einen
ersten Eindruck der Altstadt zu bekommen.

Damit wir in unmittelbarer Nähe zum legendären Boxzentrum “Rafael Trejo” im historischen Zentrum
Havannas wohnen können, teilt sich unsere Gruppe auf in verschiedene Hostals und “casas particulares” –
Privathaushalte, die günstig einzelne Zimmer vermieten und den Kontakt zu den Menschen vor Ort
erleichtern. Bei einer weiteren Familie bekommen wir fortan unsere Mittagessen zubereitet – bei gutem
Wetter auch auf der Dachterrasse – und planen bei diesen Zusammenkünften der Gesamtgruppe die
jeweils nächsten Aktivitäten. Für einige Mitglieder aus unserer Brigade gibt es unbekannte Speisen und
Getränke, die teils zögerlich, aber mit der Zeit und Ermutigung der anderen gekostet und für lecker oder
zumindest interessant befunden werden. Als Favorit der Brigade stellt sich recht schnell der eisgekühlte
Guaven-Nektar heraus.

Schon am zweiten Tag besichtigt unsere Solidaritäts-Brigade „Rafael Trejo“ zum ersten Mal den
gleichnamigen Trainingsort, in dem wir die kommenden Wochen gemeinsam mit den kubanischen
Boxer*innen trainieren und Renovierungsarbeiten durchführen werden. Wir befinden uns dort nicht im
touristisch geprägten Teil der Altstadt Havannas, sondern zwischen prekären, renovierungsbedürftigen
Wohnhäusern im Kolonialstil. Nach einem freundlichen Empfang präsentieren wir den interessierten
Sportler*innen, von den viele in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnen, unsere Vorarbeit in
Deutschland und zeigen Fotos der Gerätschaften, die über unsere Spendensammlung ihren Weg in den
Container gefunden haben (besonders der Boxring kommt gut an). Danach bekommen wir beim Training
der anwesenden Boxer*innen einen ersten Eindruck der kubanischen Boxschule. Auch das Nationalteam
Costa Ricas trainiert gerade mit ihrem kubanischen Trainer dort und boxt im Sparring gemeinsam mit
dem kubanischen Team – ein Glücksfall für die Boxbegeisterten unter uns.

Ein weiterer Höhepunkt unserer ersten Tage in Havanna ist das Vorab-Training im „Rafael Trejo“ mit
dem dortigen Trainer Nardo Mestre Flores, welches wir beim ersten Besuch vereinbart hatten. Auf Kuba
gilt Boxen als Nationalsport, auf dem Weg zur Boxhalle mit unseren Trainingsutensilien werden wir auf
den Gassen angesprochen: Es hat sich tatsächlich schon im Barrio herumgesprochen, dass gerade
Boxer*innen aus Deutschland da sind. Dort angelangt, bekommen wir die Grundlagen der escuela cubana
del boxeo (kubanische Boxschule) vermittelt, die auch für die erfahreneren Boxer*innen des Roten Stern
Berlin neu sind. Am Hüftschwung müssen einige von uns trotz Salsa-Crashkurs bei der letzten Soli-Party
in Berlin noch ein wenig arbeiten. Dennoch können auch die tropischen Temperaturen unseren Elan nicht
bremsen und der Trainer ist mit uns zufrieden. Wir freuen uns auf die regelmäßigen Trainingstermine
dort!

Vor unserer Abreise ins Campamento Julio Antonio Mella, benannt nach dem Studentenführer und
Gründer der kommunistischen Partei Kubas, setzen wir noch schnell mit der Fähre über nach Casablanca,
wo die ehemalige Kommandantur des Ernesto „Che“ Guevara liegt. Neben einer Führung durch das heute
als Museum dienende Gebäude belohnt uns der Aufstieg dorthin mit einer tollen Sicht über Havanna.
Doch von der Hauptstadt Cubas und unseren neuen Bekanntschaften dort verabschieden wir uns nach vier spannenden Tagen nun erstmal. Aber wir kommen wieder – volverémos!