Da der erste Lesekreis Ende Oktober sehr gut lief und alle Interessierten sich gern wieder einfnden wollten, wird diese sinnvolle Veranstaltung heute Abend im JUP wiederholt.
Der Text ist natürlich neu und wieder etwas, was Christian als “Grundlagen politischer Überzeugung” benennt. Start ist, wie immer um 19 Uhr.
Aus der Broschüre “Grundlagen der Kapitalismuskritik” lesen wir heute gemeinsam den Abschnitt:
Ware, Wert und Geld [pdf]
Die Produktion im Kapitalismus ist eine arbeitsteilige Produktion durch Privatproduzenten. Das heißt erstens, daß die Produzenten nicht nach einem gemeinsamen Plan produzieren, sondern für einen Markt, und zweitens, daß die Produktionsmittel ebenso wie das Produktionsergebnis Eigentum freier Rechtspersonen ist.(5) Die Güter sind nicht Gebrauchswert für den, der sie herstellt, sondern werden für den Austausch produziert, es findet Warentausch unter der Bedingung der Konkurrenz statt. Die im Kapitalismus produzierten Waren unterscheiden sich von Produkten früherer Zeiten darin, daß sie nicht nur Gebrauchswerte sind, sondern außerdem einen Wert haben. Das erscheint darin, daß die Waren neben ihrer stofflichen Gestalt immer auch Repräsentanten eines Allgemeinem sind: Eines Erlöses, der mit ihnen zu erzielen ist.
Der Wert erscheint nur im Austausch mit anderen Waren bzw. mit Geld. Der Warenwert und damit auch die Austauschverhältnisse der verschiedenen Waren werden dabei nicht beliebig von den Beteiligten festgelegt. Der Wert ist bestimmt durch den zur Produktion einer Ware insgesamt notwendigen Aufwand. Die Privatproduzenten wissen nichts vom Wert (und wüßten sie es, dann würde das nichts ändern), sondern das Maß stellt sich als blind wirkender Durchschnitt hinter ihrem Rücken her. Als Voraussetzung der individuellen Handlungen erscheinen die gesellschaftlichen Verhältnisse den Menschen notwendig als natürliche, als naturgesetzlich vorhandene, weil sie für die Einzelnen unverrückbar wie Naturgesetze sind.
Der Preis erscheint in der Kalkulation der Warenverkäufer als Summe verschiedener Kosten und eines recht beliebigen Profitaufschlages. Der Sache nach aber ist der Wert einer Ware Resultat einer bestimmten Menge gesellschaftlich durchschnittlich notwendiger und dadurch wertbildender Arbeit. Diese kann direkt in die Wertbildung eingehen oder in bereits vergegenständlichter Form, als im Produktionsprozeß verbrauchte Produktionsmittel.(6)
Das Maß der Werte und der Maßstab der Preise ist das Geld, eine Ware, die anders ist als alle anderen. Während die übrigen Waren ein besonderes Bedürfnis befriedigen müssen (das macht ihren Gebrauchswertcharakter aus), befriedigt Geld das allgemeine Bedürfnis, gegen alle anderen Waren austauschbar zu sein. Oder: Weil alles dafür zu haben ist, nimmt es jeder.(7) Im Kapitalismus werden nützliche Dinge hergestellt und verkauft. Entscheidend dafür, was hergestellt wird, ist es allerdings, wieviel Geld damit im Verhältnis zur Auslage zu erzielen ist; kein Unternehmer wird eine Investition tätigen, weil die herzustellende Ware ihm so nutzbringend erscheint. Ihr Gebrauchswert interessiert nur als Nachfrage überhaupt. Geld wird für Produktionsprozesse ausgelegt, um nach Beendigung dieser Prozesse mehr in Geld gemessenes Eigentum zu haben als vorher. Geld, das in dieser Weise die Bestimmung hat, sich zu verwerten, ist die Grundgestalt von Kapital. Es muß das Ziel der Kapitaleigentümer sein, ihre Ware zu verkaufen und eine größtmögliche Geldmenge dafür zu erhalten, mit dem dann bestimmte andere Waren (Produktions- und Konsumtionsmittel) zu kaufen sind. Es ist weiter unten zu zeigen, warum es dazu keinen Bereicherungstrieb braucht, sondern die kapitalistische Konkurrenz die Kapitaleigner dazu zwingt, sich im wesentlichen als Vertreter ihres Kapitals zu betätigen. Der Wert ist der Zweck der kapitalistischen Produktion, der Gebrauchswert bloßes Mittel.
Was Reichtum konkret ist, verändert sich mit den Veränderungen der gesellschaftlichen Bedingungen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten. Immer aber ist Reichtum der Überschuß, der über den permanenten Verbrauch hinaus produziert wurde. Auch der Reichtum kapitalistisch produzierender Gesellschaften ist ein Überschuß. Er besteht wesentlich allerdings nicht in einer Ansammlung überschüssiger Gebrauchswerte. Er besteht in der Produktion von Wert, von mehr Wert als verbraucht wird. Als Überschuß ist auch der kapitalistische Reichtum nicht damit zu erklären, daß einige den anderen etwas wegnehmen, indem sie beim Tausch betrügen. Das mag vorkommen, unterstellt aber den Reichtum, der auf diese Weise umverteilt wird, bereits. Eine Erklärung der Herkunft dieses Reichtums muß also auch dann greifen, wenn ein Austausch gleicher Werte vorausgesetzt wird, Äquivalententausch. Wird vom Äquivalententausch ausgegangen, ist die Frage, wie aus dem “gleichwertigen” Austausch von Waren mehr Wert herauskommen kann als zu ihrer Produktion eingesetzt wurde. Aus dem Ziel der einzelnen Kapitalisten, möglichst viel Geld einzunehmen, ist nicht zu erklären, wieso das Kapital insgesamt gewinnen kann, wie sich das Gesamtkapital verwertet.
Quelle:
https://gegen-kapital-und-nation.org/grundlagen-der-kapitalismuskritik