von Tom-Aaron
Gegen Ende eines grauen und kalten Berliner März machten sich 19 Sportler*innen der SG Boxen und Kickboxen sowie zwei Vorstandsmitglieder des Roten Stern Berlin auf die Reise nach Turin. Dort besuchten wir die Boxgruppe des „Palestra Popolare Dante di Nanni“. Das Soziale Zentrum befindet sich in einer ehemaligen Schule, in deren Turnhalle eine Reihe unterschiedlicher Kampfsportarten angeboten werden. Große Begeisterung und Vorfreude auf das tägliche Training kam in unserer Gruppe auf, als wir den Hochring, die Sandsäcke und Wandspiegel entdeckten.
Nach der Anreise mit dem Flugzeug trafen wir am Vormittag des 26.03. im Palestra Popolare ein. An ein erstes Gruppen-Plenum schloss sich die Besichtigung des weitläufigen Hauses und der unterschiedlichen dort angesiedelten Projekte an. Untergebracht waren wir in einem größeren Schlafraum und einer sehr schön eingerichteten Wohnung im Seitentrakt. Den Höhepunkt an diesem ersten Tag bildete die Besichtigung der Turnhalle, in der wir nachmittags unsere erste Trainingseinheit einlegten. Am Abend war genügend Zeit für einen Austausch mit der Sportgruppe des Palestra Popolare und für den Besuch eines neuen Sozialen Zentrums beziehungsweise Aktionszentrums im Osten Turins.
Nach einer ausgedehnten Stadtbesichtigung kamen wir am späten Mittwochnachmittag erstmals zu einem gemeinsamen Training mit der Boxgruppe unserer Gastgeber*innen zusammen. Trotz der Vielzahl an Sportler*innen, der daraus resultierenden Enge und Hitze sowie der Sprachbarriere hatten alle sichtliche Freude am Training. Zusammen wurde an der Technik gefeilt, Schlagkombinationen eingeübt und schließlich zwei Runden Sparring geboxt. Den Abend verbrachten wir vertieft in Gespräche mit unseren Gastgeber*innen. Dabei erfuhren wir viel über die politische Lage in Turin und Italien, über aktuelle Kämpfe gegen Gentrifizierung und zu guter Letzt fanden die Gespräche auch ihren Weg zum lokalen Fußballverein der Arbeiter*innen, dem FC Torino.
Der Donnerstag wiederum stand im Zeichen der Regeneration. Ein Großteil der Gruppe besichtigte die Wallfahrtskirche Superga, von der aus sich ein Blick bis in die Alpen eröffnet, während einige Mitreisende das Skifahren in den nahen Bergen bevorzugten. Am Abend wurden wir von unseren Gastgeber*innen mit allerhand italienischen Köstlichkeiten bekocht.
Der Freitag bot den Höhepunkt unserer Reise. Der Vormittag stand zur freien Verfügung und wurde beispielsweise für einen Besuch des Widerstandsmuseums genutzt, das die Alltagsgeschichte Italiens während des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung dokumentiert. Für den Abend waren wir von den Boxer*innen des Palestra Popolare für einige Sparring-Runden eingeladen worden. – In freundschaftlicher und solidarischer Atmosphäre wurden wir vom italienischen Boxtrainer trainiert.
Am letzten Tag begleiteten wir unsere Gastgeber*innen auf eine große Demonstration, die den Mangel an günstigem Wohnraum in der Stadt thematisierte, und schlossen den Tag mit netten und interessanten Gesprächen auf einer Party im Haus. Die Feststellung, dass die Bevölkerung in Turin ähnliche Kämpfe gegen Mietsteigerungen und Spekulation mit Wohnraum austrägt wie in Berlin, war für uns sehr eindrücklich.
Unsere Gruppe war nach der Ankunft in Berlin am folgenden Tag einhellig begeistert von der uns entgegengebrachten Gastfreundschaft und dem gemeinschaftlichen Training mit den Turiner*innen. Die Gespräche und der gemeinsame Sport haben nun auch weitere Boxer*innen des Roten Stern mit dem Palestra Popolare bekannt gemacht und den unbedingten Wunsch nach Wiederholung des Treffens im folgenden Jahr geweckt.