Unter dem Motto „Für Fußball. Gegen Gewalt.“ lud der DFB und die DFL Vertreter von 53 Proficlubs sowie Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Lorenz Caffier (CDU) ein. Sie trafen sich am Dienstag in Berlin. Gemeinsam verständigten sie sich auf der Konferenz, bei der es auch um mehr Sicherheit in den Stadien ging, auf einen gemeinsamen Verhaltenskodex: klare Ablehnung und Sanktionierung von Pyrotechnik. Die wirtschaftlichen Zuwendungen für Fanprojekte von bisher 25 Millionen Euro jährlich sollen um 50 Prozent erhöht werden. Stadionverbote sollen künftig bis zu zehn Jahre statt bisher drei Jahre betragen dürfen. Stehplätze wird es auch weiterhin geben.
Der Vorschlag für den am Dienstag verabschiedeten Kodex wurde den einzelnen Vereinen erst am Montagnachmittag zugesandt. Zu kurzfristig, wie das Präsidium von Union Berlin befand. Der Fußball-Zweitligist blieb der Veranstaltung fern und gab in einer Pressemitteilung bekannt, dass man den Kodex nicht unterzeichnen werde, solange es innerhalb des Vereins keinen Konsens darüber gibt. Union-Präsident Dirk Zingler erklärt: „Wir erachten einen breiten Konsens innerhalb unseres Vereins unter Einbeziehung möglichst vieler Beteiligter, wie z.B. der Fanbeauftragten, Sicherheitsbeauftragten und Gremien sowie der Fan- und Mitgliederabteilung als zwingende Voraussetzung, um Maßnahmen, welche unseren Verein und seine Fans betreffen, auch wirksam umsetzen zu können“. Der mit den Fans seit Jahren geführte Dialog sei von elementarer Bedeutung um den friedlichen Ablauf von Fußballspielen zu gewährleisten.
Auch Fan-Vertreter äußern Kritik am Sicherheitsgipfel
Mit ihrer Sicht der Dinge stehen die Berliner nicht alleine da. Auch Fan-Vertreter kritisierten, dass die Profiklubs die Fanszene bei ihrem Treffen komplett außen vor ließen. „Wir sind sehr enttäuscht darüber, dass wir zu dem sogenannten Gewaltgipfel nicht eingeladen worden sind. Im Grunde ist es ohne Fan-Vertreter zwecklos, über Maßnahmen gegen Gewalt im Fußball zu diskutieren“, bedauerte Jakob Falk von der Fanvertretung „Pro Fans“. Laut René Lau von der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte sei der Gipfel „für die Fans eine Katastrophe.“
Friedlichen Fußball gibt es nur mit den Fans
„Friedlichen Fußball kann es nur zusammen mit den Fans geben. Deshalb finde ich es sehr nachvollziehbar, dass der 1. FC Union Berlin den vorgelegten Verhaltenskodex nicht einfach unterzeichnet hat, sondern darüber den Dialog mit den Fans führen will“, erklärt Stefan Liebich, Sprecher der Landesgruppe Berlin der Bundestagsfraktion DIE LINKE. Liebich weiter: „Niemand will die Lage beschönigen. Doch wer wie CSU-Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich Gewalt im Fußball durch Order von oben nach unten beenden will, hat den Fußball und seine Fans nicht verstanden.“
Matthias Zarbock, Berliner Kommunalpolitiker der LINKSPARTEI publizierte auf facebook dazu: „Ich bin so dankbar, dass Stehplätze in Fußballstadien erhalten bleiben! Danke, dass der Vorschlag vom Tisch ist, sie abzuschaffen. Dafür beschließt man die Ausweitung der nun wirklich nicht gerade rechtssicheren Praxis der Stadionverbote. Was kommt als nächstes? Man fordert auf den Ball zu verzichten und beschließt dann – überdeckt von der allgemeinen Erleichterung, das dann doch nicht zu tun – eine Begrenzung der Pfiffe nach strittigen Schiedsrichterentscheidungen? Oder eine allgemeine Fanschaltragepflicht bei Temperaturen über 25 Grad?“