Erwin Schulz – Arbeiter-Sportler und antifaschistischer Widerstandskämpfer

Am 13. Oktober 1912 als Sohn eines Schlossers in Tempelhof geboren, erlebte Erwin Schulz als Kind den Hunger der Kriegs- und Nachkriegsjahre. 1922 meldeten ihn seine Eltern beim Arbeitersportverein Fichte an. In der Abteilung Tempelhof turnte er und spielte später auch Handball, zusammen mit anderen Proletariern, als Erholung von der Arbeit oder auch vom erzwungenen Nichtstun. Nach der Spaltung des Arbeitersports gehörte der Verein zur KPD-nahen Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit (KG).
Im März 1933 wurde der ASV Fichte verboten, Erwin Schulz trat mit vielen anderen zum MTV Tempelhof über, wo man sich weiterhin legal treffen konnte. Als er sich zum illegalen Widerstand entschloss, verbrannte er aus Vorsicht alle Fotos, die ihn mit seinem alten Sportgenossen zeigten. An einem geheimen Treffpunkt in Kreuzberg nahm er von Erich Rochler, bis 1933 KG-Landesleitung, illegales Material zur Verteilung entgegen. Nachdem ein KPD-Instrukteur unter Folter seinen Namen verraten hatte, wurde Erwin Schulz verhaftet und im September 1935 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Luckau und in den Moorlager Birgermoor, Esterwege und Aschendorf verbrachte.
1942 folgte seine Einziehung zur Strafdivision 999. In Afrika gelang ihm ein Jahr später die Desertation. 1947 kehrte er aus britischer und US-amerikanischer Gefangenschaftnach Berlin zurück. Seit den frühen 60er Jahren und bis zur Rente arbeitete er in der schwedischen Vertretung des Reisebüros der DDR.
In der Nacht vom 11. zum 12. September 2012 starb Erwin Schulz, einen Monat vor seinem 100sten Geburtstag. Mit ihm ging ein Zeuge des vergangenen Jahrhunderts und einer der letzten Berliner Arbeitersportler von uns.